Historie vor 1970

Die Maigesellschaft Schophoven vor 1970:

Maitradition in Schophoven seit 1948

Vorab möchten wir darauf hinweisen, dass diese Chronik keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Die nachfolgenden Daten und Berichte konnten ausschließlich über Zeitzeugen ermittelt werden, da es zum Thema keinerlei Aufzeichnungen gibt. An dieser Stelle den herzlichsten Dank an alle die uns bei unseren Nachforschungen unterstützt haben.

Einige Indizien in der Sammlung des Heimatarchivs lassen den Schluss zu, dass es schon vor dem zweiten Weltkrieg in Schophoven eine Jungmännervereinigung gab. Wie aber eingangs erwähnt gibt es hierzu keinerlei schriftliche Aufzeichnung, so dass wir unsere Arbeit erst ab 1948 beginnen konnten.

Im Frühjahr 1948 trafen sich die jungen Männer des Dorfes, in der damaligen, wieder in Betrieb genommenen, Gaststätte Beyel zu einer lockeren Versammlung. Wie, wahrscheinlich alle zu jener Zeit, versuchten auch sie, neben den alltäglichen Sorgen und Nöten die es gab, sich wieder freudigen Dingen zu widmen. Schnell kam man auf den Gedanken das Maitreiben wieder aufleben zu lassen. Tatsächlich kam es auch zu einer Maiversteigerung. Interessanter Weise wurde ein Auktionsmodus gewählt der in dieser Form wohl heute nur noch selten vorkommt. Dieser Modus sah vor, dass als erstes die Königswürde versteigert wurde. Der so zu Ehren gekommene durfte sich im Anschluss seine Maikönigin aussuchen. Erst dann kam es zur Versteigerung der weiteren Maibräute.

Der erste so zu Amt und Würde gekommene war dann auch August Cardaun. Dieser wählte Maria Cardaun, seinerzeit wohnhaft auf der Müllenarker Mühle, zu seiner Königin.

Ein weiteres Problem ergab sich aus der Tatsache, dass in Folge des Krieges keine geeignete Räumlichkeit zur Ausrichtung eines Maiballs zur Verfügung stand. So entschloss man sich den ersten Maiball nach Selgersdorf in die Gaststätte Porten zu legen. Aber dies, und dies beschreibt die Problematiken jener Zeit, sollte nicht ganz einfach sein. Wollte man die Rur überqueren so musste man sich des damaligen Fährmanns Jakob Bongartz bedienen. Ein Steg, geschweige eine Brücke gab es noch nicht. So passierte es, dass beim Übersetzen eines Teils des Maigefolges, die Fähre kenterte.

Im Jahr 1949 ersteigerte Johann Flatten die Königswürde und erwählte Gertrud Kurth zu seiner Königin. Nach dem Schiffbruch auf der Rur im vorigen Jahr entschied man sich dieses Mal, den Maiball auf Müllenark auszurichten. Nachdem der Tanzboden bereits gegenüber des Gutes und des Kutschenhauses gerichtet war, hat man sich derart zerstritten, dass der Maiball ausfallen musste.

Im Jahr 1950 war es Matthias Böhling der zum Maikönig wurde. Dieser wählte seine spätere Gattin Christel Kortz zur Königin. Da nun auch der Saal der Gaststätte Beyel wieder hergerichtet war, darf der Maiball 1950 als erste Saalveranstaltung in Schophoven nach dem Krieg bezeichnet werden.

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1951 stellte Viehöven das erste und bisher einzige Maikönigspaar. Nachdem es Jakob Kick geschafft hatte die Maikönigswürde zu ersteigern, wählte er Mathilde van de Venn zu seiner Königin. Allerdings zeigte sich, dass die Versteigerung das Budget des Königs derart strapaziert hatte, dass er keine Möglichkeit mehr sah, einen würdigen Maiball auszurichten. Da man sich aber in Viehöven nicht im Stich ließ, übernahm Alfons Parpatt, der zu dieser Zeit ebenfalls in Viehöven lebte und arbeitete, das Amt des Königs. Ebenfalls gab es 1951 zusätzlich ein Maigrafenpaar. Dieses Amt bekleidete Josef Giesen mit seiner Gräfin Anneliese Greven.

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Von 1952 bis 1957, so scheint es, legte das Maitreiben eine Pause ein.

1958 war es dann Johann Kurth der sich das Maikönigsamt ersteigerte und Klara Heinen zu seiner Königin machte.

1959 hieß der Maikönig Arnold Greven. Zu seiner Königin wurde Annemie Kleusch.

Den beiden folgten 1960 Günter Mau mit seiner späteren Gattin Edeltraud Lörken als Maikönigspaar.

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Von 1961 bis 1965 ruhte das Maitreiben wiedermal. Nicht zuletzt weil nun auch viele potentielle Kandidaten zur noch jungen Bundeswehr mussten.

Am 30 April 1966 trafen sich die jungen Männer aus Schophoven in der Gaststätte Abels. Nach einem der vielen Maibräuche, war Ihr verwegener Plan in der Mainacht in Altenburg den Maibaum zu fällen. Glücklicherweise besann man sich auf seine eigenen Fähigkeiten, eine Maigesellschaft mit Leben zu füllen. So wurde diese kurzerhand noch am gleichen Abend neugegründet. Sogar das Maikönigsamt, wenn auch mit gewissen Schwierigkeiten, konnte auf Anhieb wieder versteigert werden. Die Schwierigkeit war der Tatsache geschuldet, dass die Herrn Günter Henschenmacher und Günter Hauke aus Pier waren und erstmal nicht an dieser Gründungsversammlung einer Schophovener Maigesellschaft teilnehmen durften. Und so hielten sich die beiden mit ihrem Freund Reinhard Heiden in der Gaststätte Beyel auf. Als die Versammlung zu dem Schluss kam, dass Toleranz und Offenheit vorteilhafter seien, wurden die drei vorgenannten Herrn auch gleich aus der Gaststätte Beyel geholt. Und so ließ es sich Günter Henschenmacher auch nicht nehmen mit seiner späteren Ehefrau Heidi Decker die neue Gesellschaft zu repräsentieren. Damit sollte es aber für diesen Abend und diese Nacht noch nicht zu Ende sein. Schließlich braucht es in der Mainacht einen Maibaum. Woher nehmen? Auf Initiative des Herrn Josef Abels wendeten sich die jungen Herrn an dessen Bruder, den Wirt Matthias Abels, welcher ebenfalls ein kleines Bauunternehmen besaß. Dieser stellte dann eine Gerüststange zur Verfügung. An dieser Gerüststange befestigte man eine frisch geerntete Tanne. Mit diesem Gebilde schmückte man nun den Dorfplatz. Selbstverständlich wurden die Maibräute auch noch mit traditionellen Maisträußen bedacht. Anschließend, wie damals üblich, zog man durchs Dorf um die Maipaare auszurufen. Dies alles geschah in der einen Nacht des 30 April 1966. Als Neuerung wurde die Wahl des Schönsten Maistrauß eingeführt. Mitte Mai wurde dann ein glanzvoller Maiball gefeiert.

1967 folgten als Maikönigspaar, Reinhard Heiden mit seiner Königin Marliese Gehlen. Dieses Mal freute man sich auf einen richtigen Maibaum. Und tatsächlich, mit standesgemäßem Schmuck versehen, konnte dieser in der Mainacht aufgestellt werden. Leider, aufgrund mangelnder Erfahrung , war den jungen Herrn die Windempfindlichkeit eines solchen Objektes nicht bekannt. So versäumte man es diesen Baum ausreichend zu sichern. Das Ergebnis fand sich Tage später auf der Straße. Damit nicht genug, unter der Krone des Maibaums befand sich der relativ neue Mercedes des Metzgers Michael Cremer aus Übach-Palenberg der wiederum dieses Malheur nicht ganz schadlos überstanden hatte. Doch hier zeigt sich die Toleranz und Großzügigkeit der damaligen Zeit. Nachdem Herr Cremer die Finanzsituation der Maigesellschaft kennengelernt hatte, beglich er seinen Schaden selbst.

Wie  in den `60er` verbreitet, gab es auch in Schophoven zu jener Zeit zwei „dufte Beatschuppen“. Der eine war „Kleusche Bud“ auf der Fuchsstraße, der andere war die „Happy Bar“ auf der Rurstraße. Nachdem nun zwei Jahre die Fraktion der „Kleusche Bud“ den Maikönig gestellt hatte, war es 1968 der Namensgeber der „Happy Bar“ selbst, der es sich nicht nehmen ließ die Maikönigswürde zu ersteigern. Das Jahr 1968 scheint ansonsten ein pannenfreies Jahr gewesen zu sein, das seinen Höhepunkt im Maiball mit dem Königspaar Herbert Flatten und Thea Plum fand.

1969 wurde das Königsjahr für Wilfried Jansen mit seiner Königin Margot Weiß. Nachdem man das traditionelle Maiprocedere, mittlerweile doch recht routiniert und erfolgreich hinter sich gebracht hatte, traf man sich mitten im Dorf. Um genau zu sein, am alten Spritzenhaus, Ecke Schlichstraße und Kalkweg, direkt gegenüber der Gaststätte Abels. Hier wollte man eine neue Errungenschaft einführen. Und zwar das Verbrennen der Maisträuße. Nachdem man eine herrliche feucht fröhliche Nacht bei flammenden Maisträußen erlebt hatte, erfolgte am nächsten Morgen die Abnahme des wunderschön in strahlendem weiß gestrichenen Spritzenhauses durch Christian Böhling als Beauftragter der RWE.

Wie man sich nun denken kann, war vom strahlenden Weiß des Spritzenhauses nicht mehr viel übrig. So kam es, dass sich die Maigesellschaft teils als Reinigungskolonne, teils als Malertrupp profilieren durfte.

Das letzte Maikönigspaar dieser Ära erlebte Schophoven 1970 mit dem König Bernhard Drewitz  und seiner Königin Sibille Wolf.

April 2015, Heimatarchiv Schophoven